Warum ein Scrim der Softbox manchmal überlegen ist

Scrims kennt man vor allem vom Filmset – doch auch in der Fotografie können sie Softboxen in einigen Situationen deutlich ausstechen. Hier zeige ich dir, warum ein Scrim oft flexibler, natürlicher und robuster ist als der Klassiker unter den Lichtformern.

Was ist ein Scrim überhaupt?

Ein Scrim ist ein stabiler Rahmen meistens aus Aluminium, der mit verschiedenen Bespannungen bestückt wird: meist Diffusions- oder Reflektionsflächen in diversen Stärken und Farben. Die typischen Größen reichen von 1×1 m über 2×2 m bis hin zu 4×4 m oder 8x8m, plus zahlreiche Zwischengrößen.

Der Rahmen wird zwischen zwei Stativen befestigt und kann frei im Winkel verstellt werden. Das macht Scrims extrem flexibel, gleichzeitig lassen sie sich kompakt zusammenlegen und unkompliziert transportieren. Ich nutze die Skylines von Manfrotto, die direkt mit einem Case geliefert werden.

Wofür nutzt man ein Scrim?

Das Scrim ist in seiner Benutzung sehr vielseitig. Zum einen kann direktes Sonnenlicht durch die Diffusionsbespannung modifizieren und ein diffuses und weiches Licht erzeugen, zum anderen aber auch als Reflektor benutzt werden, der durch seine Größe auch etwas weiter weg positioniert werden kann, ohne direkt eine harte Lichtquelle zu werden.

Scrims sind echte Allrounder – drinnen wie draußen.

  • Direktes Sonnenlicht weich machen: Diffusionsbespannung davor, und schon wird hartes Licht angenehm weich. Dies passiert, da nicht mehr die Sonne die Lichtquelle ist, sondern das Scrim zur neuen Lichtquelle wird. Das Prinzip ähnelt dem einer Softbox.

  • Großflächiger Reflektor: Mit reflektierender Bespannung dienen sie als große, sanfte Bounce-Fläche. Durch die Größe des Scrims kann der Bouncen auch weiter vom Motiv positioniert werden, und bleibt trotzdem weich durch seine Größe.

  • Im Studio genauso stark: Egal ob Blitz oder Dauerlicht – Scrims funktionieren in jeder Umgebung.

  • Booklights bauen: Diffusion + Reflexion → sehr natürliches und weiches Licht, das gerade extrem beliebt ist.

in diesem Bild sieht man sehr gut wie aus einer kleinen Lichtquelle (Sonne) eine große Lichtquelle wird

Scrim vs. Softbox: Wo liegen die Vorteile?

Softboxen sind weit verbreitet – zurecht. Doch Scrims haben einige Stärken, die man nicht ignorieren sollte.

1. Der Abstand zwischen Licht und Diffusion ist variabel

Bei Softboxen ist der Abstand fix, weil Lichtquelle und Diffusionsfläche verbunden sind. Beim Scrim sind beide getrennt. Dadurch kannst du:

  • die Lichthärte präzise steuern

  • die Lichtquelle seitlich oder nach hinten versetzen

  • viel flexibler modellieren

Das ermöglicht Lichtcharaktere, die mit einer Softbox schlicht nicht machbar sind.

2. Kein Zug auf das Bajonett

Große Softboxen ziehen trotz ihres geringen Gewichts am Bajonett des Blitzkopfes. Beim Scrim entfällt dieser Hebel komplett, weil das Licht ohne Lichtformer direkt auf einem Stativ sitzt.

Exkurs - warum gibt es überhaupt so riesige Softboxen ?

Manchmal muss das Licht weit weg vom Motiv aufgebaut werden – etwa:

    • Person auf einem Fahrrad

    • stark bewegtes Model

    • Autos, Küchenzeilen oder große Räume

Damit das Licht trotz großer Entfernung weich bleibt, brauchen wir extrem große Softboxen. Das Problem dabei: noch mehr Zug auf das Bajonett, noch mehr Angriffsfläche für Wind, noch mehr Volumen.

Klare Vorteile on Location

Gerade draußen spielt das Scrim seine Stärken voll aus:

  • geringere Windanfälligkeit (weil flacher und weniger tief als eine Softbox)

  • robuster Aufbau

  • Bespannungen halten länger

  • kein empfindliches Softbox-Innenleben, das beim Auf- und Abbau leidet

Scrims sind für den harten Alltag an Filmsets gebaut.

Bei starkem Wind kann das Scrim auch von Hand gehalten werden

Hier dient das Scrim in Verbindung mit einem Blitzkopf als Aufhellung im Gegenlicht

Gibt es auch Nachteile? Natürlich.

Kein Lichtformer ist perfekt.

1. Mehr Stative nötig

Softbox + Licht = 1 Stativ.
Scrim + Licht = 2–3 Stative plus Sandsäcke.

2. Präzise Lichtsetzung ist schwieriger

Softboxen lassen sich sehr kontrolliert führen – ideal für Setups, in denen der Lichtaustritt exakt begrenzt werden muss. Bei Scrims geht das zwar auch, aber Grids für große Rahmen sind teuer und unhandlich.

3. Nicht immer die erste Wahl

Für sehr gerichtetes, konzentriertes Licht bleibt die Softbox überlegen.


Warum ich trotzdem oft zum Scrim greife

Scrims passen schlicht besser zu meiner Art zu leuchten: organisch, weich, filmisch und flexibel. Gerade bei Portraits mag ich die Möglichkeit, die Lichtquelle frei um die Diffusionsfläche herumzubewegen und viel subtiler zu modellieren.

Fazit

Scrims sind nicht die Lösung für alles – aber sie sind oft eine extrem starke Alternative zur Softbox.
Sie bieten:

  • mehr Flexibilität

  • mehr Robustheit

  • einen natürlichen Look

  • Vorteile im Wind

  • und oft sogar ein angenehmeres Handling

Softboxen bleiben unverzichtbar. Aber wer einmal mit Scrims gearbeitet hat, versteht sehr schnell, warum sie an Filmsets praktisch überall zu finden sind.


Weiter
Weiter

windiges Holland - ein Tag am Meer (im Auto)